Was ist der Unterschied zwischen aktiver und passiver Hydroponik? Ein Leitfaden für den erdlosen Anbau

Ingo Schacht
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Was ist der Unterschied zwischen aktiver und passiver Hydroponik? Ein Leitfaden für den erdlosen Anbau

Hydroponik, der Anbau von Pflanzen ohne Erde, bietet eine faszinierende Möglichkeit, Pflanzen effizient und kontrolliert zu züchten. Innerhalb der Hydroponik gibt es jedoch zwei grundlegende Ansätze: die aktive und die passive Hydroponik. Obwohl beide Methoden das Ziel verfolgen, Pflanzenwurzeln direkt mit Nährstoffen zu versorgen, unterscheiden sie sich erheblich in ihrer Funktionsweise, Komplexität und den benötigten Materialien. Das Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend, um das richtige System für Ihre Bedürfnisse zu wählen.


Passive Hydroponik: Einfachheit und Kapillarwirkung

Passive Hydroponiksysteme sind, wie der Name schon sagt, einfacher und erfordern in der Regel keine beweglichen Teile wie Pumpen oder Zeitschaltuhren. Sie nutzen die natürliche Kapillarwirkung des Wachstumsmediums, um die Nährlösung zu den Wurzeln der Pflanze zu transportieren.

Wie funktioniert es?

Bei passiven Systemen befindet sich ein Teil des Wachstumsmediums (z.B. Kokosfasern, Perlit, Steinwolle oder Blähton) im direkten Kontakt mit einem Reservoir, das die Nährlösung enthält. Durch die Kapillarwirkung saugt das Medium die Nährlösung nach oben zu den Wurzeln der Pflanze. Die Pflanze nimmt dann die benötigten Nährstoffe auf.

Gängige passive Systeme:

  • Docht-System (Wick System): Dies ist das einfachste passive System. Ein Docht (z.B. aus Filz oder Nylon) wird vom Nährlösungsreservoir in das Pflanzgefäß geführt, wo er die Nährlösung durch Kapillarwirkung zum Substrat und den Wurzeln transportiert.

  • Kratky-Methode: Eine sehr beliebte und einfache Methode, oft für einzelne Pflanzen verwendet. Die Pflanze wächst in einem Netztropf über einem Reservoir mit Nährlösung. Die Wurzeln wachsen direkt in die Lösung. Mit der Zeit nimmt die Pflanze die Lösung auf, der Wasserstand sinkt, und ein Luftspalt bildet sich um die oberen Wurzeln, der für Sauerstoff sorgt. Es ist kein Pumpen oder Belüften erforderlich.

Vorteile der passiven Hydroponik:

  • Einfachheit: Ideal für Anfänger, da weniger Komponenten und Überwachung erforderlich sind.

  • Geringe Kosten: Weniger Ausrüstung bedeutet geringere Anfangsinvestitionen.

  • Kein Strombedarf: Perfekt für Orte ohne zuverlässige Stromversorgung oder für den Fall eines Stromausfalls.

  • Geräuscharm: Keine Pumpen oder Luftsteine, daher sehr leise.

Nachteile der passiven Hydroponik:

  • Weniger Kontrolle: Die Nährstoffzufuhr ist weniger präzise steuerbar.

  • Langsameres Wachstum: Im Vergleich zu aktiven Systemen oft langsameres Wachstum, da die Nährstoffversorgung nicht so optimiert ist.

  • Sauerstoffmangel: Wurzeln können leichter an Sauerstoffmangel leiden, besonders wenn das gesamte Wurzelsystem dauerhaft in Wasser steht (außer bei der Kratky-Methode, wo sich ein Luftspalt bildet).

  • Algenwachstum: Wenn das Reservoir nicht lichtdicht ist, kann Algenwachstum ein Problem darstellen.


Aktive Hydroponik: Präzision und Automatisierung

Aktive Hydroponiksysteme nutzen Pumpen und oft auch Zeitschaltuhren, um die Nährlösung aktiv zu den Wurzeln der Pflanzen zu transportieren. Dies ermöglicht eine viel präzisere Kontrolle über die Nährstoffzufuhr und die Sauerstoffversorgung.

Wie funktioniert es?

Eine elektrische Pumpe fördert die Nährlösung aus einem Reservoir zu den Pflanzen. Dies kann kontinuierlich geschehen (z.B. bei NFT) oder in Intervallen (z.B. bei Ebbe-Flut-Systemen). Die überschüssige Nährlösung fließt in der Regel zurück ins Reservoir, wodurch ein Kreislauf entsteht.

Gängige aktive Systeme:

  • Tiefwasserkultur (DWC - Deep Water Culture): Die Pflanzen wachsen in Netztöpfen, wobei ihre Wurzeln direkt in ein Reservoir mit Nährlösung eintauchen. Eine Luftpumpe mit Luftstein belüftet die Lösung kontinuierlich, um die Wurzeln mit Sauerstoff zu versorgen.

  • Nährstofffilmtechnik (NFT - Nutrient Film Technique): Eine dünne Schicht Nährlösung fließt kontinuierlich über die Wurzeln der Pflanzen, die in geneigten Kanälen platziert sind. Die Wurzeln sind teilweise in der Lösung und teilweise in der Luft, was eine gute Sauerstoffversorgung gewährleistet.

  • Ebbe- und Flut-System (Flood & Drain): Die Nährlösung wird periodisch (z.B. alle paar Stunden) in ein Anzuchtbeet gepumpt, überflutet die Wurzeln und fließt dann wieder vollständig ab. Dies sorgt für eine abwechselnde Bewässerung und Belüftung der Wurzeln.

  • Tröpfchenbewässerung (Drip System): Eine Pumpe fördert die Nährlösung durch Schläuche zu kleinen Tropfern, die die Lösung direkt zu den Wurzeln jeder einzelnen Pflanze leiten. Überschüssige Lösung kann gesammelt und recycelt werden (recirculating drip) oder abfließen (drain-to-waste).

  • Aeroponik: Die fortschrittlichste Form der Hydroponik. Die Wurzeln hängen vollständig in der Luft und werden regelmäßig mit einem feinen Nebel aus Nährlösung besprüht. Dies sorgt für maximale Sauerstoffversorgung und schnelles Wachstum.

Vorteile der aktiven Hydroponik:

  • Schnelleres Wachstum und höhere Erträge: Durch die optimierte und konstante Nährstoff- und Sauerstoffzufuhr.

  • Maximale Kontrolle: Präzise Steuerung von Nährstoffkonzentration, pH-Wert und Sauerstoffversorgung.

  • Effiziente Nährstoffaufnahme: Pflanzen können Nährstoffe optimal verwerten.

  • Vielseitigkeit: Viele verschiedene Pflanzenarten können erfolgreich angebaut werden.

Nachteile der aktiven Hydroponik:

  • Komplexität: Erfordert mehr technische Komponenten und eine steilere Lernkurve.

  • Höhere Kosten: Anfangsinvestition für Pumpen, Zeitschaltuhren etc. ist höher.

  • Stromabhängigkeit: Benötigt eine konstante Stromversorgung. Ein Stromausfall kann schnell zum Absterben der Pflanzen führen.

  • Wartung: Pumpen und Schläuche können verstopfen oder ausfallen. Regelmäßige Überprüfung ist notwendig.

  • Geräuschentwicklung: Pumpen und Luftsteine können Geräusche verursachen.


Aktive vs. Passive Hydroponik: Welches System ist das Richtige für Sie?

Die Wahl zwischen aktiver und passiver Hydroponik hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Ihr Erfahrungslevel:

    • Anfänger: Passive Systeme (insbesondere das Docht-System oder die Kratky-Methode) sind ein hervorragender Einstieg, um die Grundlagen der Hydroponik zu verstehen, ohne von zu viel Technik überfordert zu sein.

    • Fortgeschrittene: Aktive Systeme bieten die Möglichkeit, das volle Potenzial der Hydroponik auszuschöpfen und maximale Erträge zu erzielen.

  • Ihr Budget:

    • Begrenztes Budget: Passive Systeme sind kostengünstiger in der Anschaffung.

    • Bereitschaft zur Investition: Aktive Systeme erfordern eine höhere Anfangsinvestition, die sich jedoch durch höhere Erträge und Effizienz langfristig auszahlen kann.

  • Ihre Ziele:

    • Einfacher Anbau von Kräutern oder Salat für den Eigenbedarf: Passive Systeme sind oft ausreichend.

    • Maximale Produktion, schnelles Wachstum oder Anbau anspruchsvollerer Pflanzen: Aktive Systeme sind hier klar im Vorteil.

  • Verfügbare Zeit und Engagement:

    • Wenig Zeit für Überwachung: Passive Systeme sind pflegeleichter, da sie weniger technische Komponenten haben, die ausfallen könnten.

    • Bereitschaft zur täglichen Überwachung: Aktive Systeme erfordern eine genauere Überwachung von pH-Wert, EC-Wert und Funktion der Pumpen.

Fazit:

Sowohl aktive als auch passive Hydroponik haben ihre Berechtigung und ihre spezifischen Vorteile. Passive Systeme sind der perfekte Startpunkt für Neulinge, die die Prinzipien des erd losing Anbaus kennenlernen möchten, ohne sich in technische Details zu verlieren. Aktive Systeme hingegen bieten das Nonplusultra an Kontrolle, Effizienz und Ertragspotenzial für diejenigen, die bereit sind, die zusätzliche Komplexität und Investition in Kauf zu nehmen. Unabhängig von Ihrer Wahl ist die Hydroponik eine faszinierende und lohnende Methode, um Ihre eigenen Pflanzen zu züchten.

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