Lichtbeständigkeit von Inkjetdrucken erhöhen

Ingo Schacht
2015-12-17 07:37:00 / Tipp`s & Tricks oder einfach nur Wissenswertes / Kommentare 0

Das Wichtigste vorneweg: 
Es kann weit über 100 Jahre dauern, bevor erste Farbveränderungen bei Ink-JetPrints wahrnehmbar werden. Hingegen gibt es zahlreiche Fälle, in denen dies bereits nach wenigen Tagen geschieht. Woran das liegen kann und worauf Sie achten sollten, wird der folgende Text darstellen.

Prinzipiell gilt: 
Zuviel Licht ist schädlich – denken Sie mal an die Warnungen der Hautärzte und den, verglichen mit möglichen Spätfolgen noch glimpflichen, Sonnenbrand. Ähnliches gilt auch für (Kunst-) Drucke: 
Je höher die Lichtdosis, denen sie ausgesetzt werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß sich Veränderungen – wie ein Ausbleichen der Farben oder die Vergilbung des Papiers – einstellen. Im musealen Bereich hat man solche leidvollen Erfahrungen schon mit den klassischen Printverfahren oder Aquarellen machen müssen. Deshalb werden dort Maßnahmen getroffen, welche die wertvollen Ausstellungsstücke schützen helfen: Direktes Sonnenlicht wird ausgesperrt, helles Tageslicht abgemildert und ganz besonders empfindliche Werke nur bei schwachem Kunstlicht (circa 80 Lux) ausgestellt. Im Büro oder in der Wohnung existieren solche Idealbedingungen praktisch nie: vielleicht wird der Print ohne direkte Sonneneinstrahlung, aber bei hellem Tageslicht – und abends bei Kunstlicht aus unterschiedlichsten Quellen – präsentiert. Aussagen über die Lichtbeständigkeit lassen sich aber nur dann treffen, wenn die Bedingungen, unter denen die Exponate gezeigt werden, bekannt sind.

Wie wird getestet?
Nun ändert sich das Tageslicht ständig in seiner Intensität und spektralen Zusammensetzung. 

Die Tests der Lichtbeständigkeit erfolgen deshalb unter Laborbedingungen – mit Prüfgeräten, deren spektrale Zusammensetzung bekannt ist und deren Bestrahlungsstärke gemessen werden kann. Über die Gesamtdauer der Bestrahlung werden die Meßwerte zur resultierenden Strahlungsdosis summiert. Anschließend werden Unterschiede zwischen bestrahlten und unbestrahlten Proben farbmetrisch, unter Einsatz eines Spektralfotometers, bewertet. 
Von solchen (beschleunigten) Prüfungen wird erwartet, daß die Ergebnisse auf die Bedingungen bei Tageslicht (ggf. hinter Fensterglas) oder bei künstlicher Innenraumbeleuchtung übertragen werden können. 
Wegen der sich ständig wechselnden spektralen Zusammensetzung des Tageslichts, der Anzahl künstlicher Lichtquellen, die sich in ihrer spektralen Zusammensetzung stark voneinander unterscheiden, und auch aufgrund weiterer Parameter wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit, ist dies aber nur schwer zu bewerkstelligen. Letzten Endes haben Vorhersagen zur Lichtbeständigkeit nur bei Berücksichtigung der „Normbedingungen“ Anspruch auf Richtigkeit (die normgerechte Prüfung der Lichtechtheit von Drucken und Druckfarben ist international als DIN/ISO 12040 definiert). 
Sämtliche Voraussagen sollten deshalb eher als Anhaltspunkt verstanden werden – was aber schon eine große Hilfe ist, wenn man bedenkt, daß viele Druckstudios überhaupt keine Aussagen zu dieser Problematik treffen wollen oder können.

Im Auftrag der IAFADP (International Associaton of Fine Art Digital Printmakers) startete die Wilhelm Imaging Resarch 1997 ihre Untersuchungen zur Lichtbeständigkeit digitaler Fine-Art-Prints – gleiches tat die FOGRA 1998 im Auftrag von Artificial Image. 
Beide Institute testen unter verschiedenen Voraussetzungen – die FOGRA in Anlehnung an die DIN/ISO 12040 bei einer Temperatur von 50° C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 50 %, während die Wilhelm Imaging Research ihre Testergebnisse auf eigens definierte „Standard-Innenraum-Bedingungen“ umrechnet: Temperatur von 24° C, 60 %ige Luftfeuchtigkeit und eine Beleuchtungsstärke von 450 Lux während täglicher Bestrahlung von 12 Stunden Dauer. 

In beiden Untersuchungen zeigte sich ein bemerkenswertes Phänomen, nämlich, daß Lichtbeständigkeit nicht allein eine Funktion der verwendeten Tinten ist, sondern daß das Tägermaterial (Papier) einen enormen Einfluß auf die Haltbarkeit der Drucke hat. 

Aus den Testcharts, die unter Verwendung der Iris-EquipoiseTinten auf insgesamt 19 verschiedene Materialien gedruckt worden sind, scheint sich sogar eine allgemeine Tendenz herauslesen zu lassen: 
traditionelle Büttenpapiere und Japanpapiere – mit anderen Worten, sogenannte Naturpapiere – zeigten durchweg deutlich bessere Ergebnisse als die spezialbeschichteten Qualitäten und eine gleichzeitig getestete Hochglanz-Polyester-Folie. 

Zwei Gründe scheinen naheliegend: 
Bei den beschichteten und somit quasi oberflächenversiegelten Materialien kann das Licht seine schädigende Wirkung viel schneller entfalten; die in die Struktur der Naturpapiere teilweise eingesunkene Tinte könnte dort also eine Art „Reservoir“ bilden. 

Außerdem werden für die Papierherstellung und Spezialbeschichtung Chemikalien eingesetzt, die mit den in der Tinte enthaltenen Stoffen reagieren können. 

Faktisch bedeutet das: 
Alle Aussagen zur Lichtbeständigkeit gelten nur für eine getestete Kombination von Tinte und Druckträger. Je weniger Chemikalien in Papieren und Tinten verwendet werden, desto geringer ist die Gefahr, daß ein Chemikalien-Cocktail reagieren und die Haltbarkeit des Drucks herabsetzen könnte.

Dies läßt erahnen, daß auch die Lichtschutzsprays und -folien ein zusätzliches Gefährdungspotential bergen. Wahrscheinlich sind auch darin Chemikalien enthalten, die unter Umständen zur Zerstörung der wertvollen Prints führen können. 

Daher empfehlen wir immer die Rahmung hinter Glas für Drucke die lange halten sollen. 
Ob nun hierfür teures Museumsglas, kratzempfindliches Polycarbonat oder ein normales Fensterglas zum Einsatz kommt, ist fast sekundär. 
In jedem Fall sollten auch diese Arbeiten an einen ausgewiesenen Fachbetrieb vergeben werden, der bei der Auswahl der Passepartout- und Rückwand-Kartons, des Montage-Materials (Klebstoffe) und selbst der Rahmenprofile den notwendigen Sachverstand beweist. 
Im Idealfall erfüllen alle diese Materialien die Vorgaben des „Photographic Activity Test“ (P.A.T.) am Image Permanence Institute /
Rochester Institute of Technology als Bestandteil der ANSI-Norm IT9.2. Raumbedingungen. 
Das bislang geschilderte Gefährdungspotential kann durch Zusammenarbeit mit Dienstleistungs-Betrieben (Druckstudios, Rahmenwerkstätten), die sich ihrer besonderen Verantwortung bewußt sind, eingegrenzt werden. Leider sind damit nicht alle Gefahren gebannt, denn die Umweltbedingungen in Ausstellungsräumen und Archiven können die ganze bisherige Sorgfalt schnell zunichte machen. Deshalb noch ein paar Tips zum Schluß:

Am gefährlichsten ist eine hohe Luftfeuchtigkeit, die alle chemische Reaktionen, insbesondere Ausbleichen und Vergilben, beschleunigt. Faustregel: Je weniger, um so besser – eine relative Luftfeuchtigkeit von 60 % sollte keinesfalls überschritten werden, die Absenkung der relativen Luftfeuchte auf 40 % verdoppelt den Haltbarkeitsfaktor!
Entsprechendes gilt für die Temperatur: 

Je kälter, um so besser. Die 24° Celsius, die die Wilhelm Imaging Research für „Standard-Innenraum-Bedingungen“ hält, erscheinen uns deutlich zu viel. Eine Senkung der Raumtemperatur auf 19° Celsius verdoppelt den Haltbarkeitsfaktor. 
Starke Temperaturschwankungen sollten immer vermieden werden.

Zuviel Licht ist schädlich, insbesondere direktes Sonnenlicht ist absolut tabu! Auch von Kunstlichtquellen gehen Gefahren aus – Polycarbonat- und Museumsglas filtern einen großen Teil des UV-Spektrums aus. Zusätzlich können Kunstlichtquellen mit UV-Filtern ausgestattet werden.
Luftvermutzung führt allgemein zu großen Schäden – auch an Kunstwerken. Die Quelle schädlicher Gase in Innenräumen sind unter anderem Fußbodenbeläge, Möbel aus Spanplatten, Lacke und Kunststoffe. 
Diese Vorsichtsmaßnahmen gelten prinzipiell nicht nur für Ink-Jet-Prints, sondern auch für Druckgrafik und ebenso für Fotografien.

Wenn allerdings hochwertige Drucke nicht für 100 Jahre halten sollen, kann gern mit UV Schutzlack gearbeitet werden, auch die Aufbewahrung in einem Fotoalbum welches nur ab und an mal angeschaut wird, kann wahre Langzeithaltbarkeitswunder wirken. Auch die Verwendung von Haarspray kann schon das Leben eines Druckes erheblich verlängern.


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